Die Gemeinde Rondeshagen im Kreis Herzogtum Lauenburg
Familie Schmerse
"Neu"-Rondeshagener seit 1945

Günther Schmerse (28.101932) ist einer der vielen Menschen, der 1945 als Flüchtling aus dem deutschen Osten nach Schleswig-Holstein gekommen ist. Sein Famile und er haben hier in Rondeshagen eine neue Heimat gefunden. Die außerordentliche Zuwanderung der Flüchtlinge und Vertriebenen am Ende des Krieges 1945 betraf vor allem Schleswig-Holstein, das den höchsten Flüchtlingsanteil der Bundesrepublik hatte. Während man im Mai 1939 1,6 Millionen Einwohner zählte, waren es im März 1949 insgesamt 2,8 Millionen. Das ist ein Zuwachs von 75%.

Günther Schmerses Vater Erich und Mutter Elise besaßen in Freienwalde / Pommern (heute Polen) eine Bauernstelle. Da Vater Erich bereits älter war (geb. 1880) war er kein Kriegsteilnehmer und daher vor Ort als die Russen die deutschen Ostgebieten überrannten. Er und seine Frau begaben sich mit den drei Kindern Günther, Ursula und Horst mit 2 Pferdewagen und 3 Pferden auf die Flucht und landeten bei Kriegsende in Berkenthin, von wo sie dann nach nur drei Tagen dem Dorf Rondeshagen als Flüchtlinge zugeteilt wurden. Sie wohnten zuerst in der "Villa Ruhetal" (Parkstr. 3), dann auf der Hofstelle "Sierig" (Schwarzer Weg 7) und schließlich auf der Hofstelle "Meyer" (heute "Woydak", Lindenallee 6). 1963 kauften sie die Hofstelle der Famile Kahns in der Dorfstraße.

Günther Schmerses besuchte noch von 1945-1948 die Rondeshagener Schule. Er war auch einer derjenigen, die an dem legendären Pfortenklau beteiligt war : einige Jungen hatten nachts heimlich die Pforten zu den Vorgärten der Hofstellen ausgehängt und zu einem großen Haufen am Brink aufgestapelt. Die Aufregung im Dorf wegen dieser "Ungeheuerlichkeit" war groß, der Polizist aus Berkenthin wurde eingeschaltet. Er war clever, verhörte alle Jungen einzeln und hatte bei einem dann Erfolg mit der Frage "Verrate doch mal, wer die 18 Pforten ausgehängt hat !?" Seine Antwort lautete "Das waren doch bloß 17." : Bingo !! Günther Schmerse erinnert sich an ein paar "Mittäter" : Ernst Benthin, Heinz Overbeck, Günther Wulfs Bruder, Bruno Hein und Hans Marsalski.

Da Arbeitsstellen Mangelwaren waren, arbeitete er nach der Schulzeit zunächst auf dem Hof von Otto Benthin, dann im Sägewerk von Ernst Rawe in Berkenthin.

   
 
Holzhandlung und Sägewerk Ernst Rawe in Berkenthin 1956
 

Günther Schmerse war begeisterter Reiter und hat in den 50er Jahren an mehreren Ringreiten erfolgreich teilgenommen. 1952 wurde er sogar Ringreiterkönig. Weitere Bilder aus dieser Zeit finden Sie auf der Seite Ringreiten.

   
 
Das Ringreiten im Jahr 1952 : in der Mitte Sieger Günther Schmerse, links Hans Schaefer, rechts Hans Masalski
 

Auch an den Rondeshagener Schützenfesten hat er in den 50 Jahren teilgenommen und wurde ebenfalls im Jahre 1952 Schützenkönig

   
 
Schützenfest 1950 : Zuschauer im Schlosspark
 
     
 
1952 - ein erfolgreiches sportliches Jahr : König beim Ringreiten und Preisschießen

1964 heiratete er dann Herta Zander aus Göldnitz (geb. 3.3.1939), er hatte sie auf einer der Deernsmusiken (siehe Familie Rothe) kennengelernt. Sohn Jörg wurde 1968 geboren. Mittlerweile hatte Günther Schmerse seinen Beruf gefunden : er arbeitete für verschiedene Lübecker und Hamburger Firmen für Innenausbau auf Schiffen, speziell den Einbau der Kühltechnik auf Kühlschiffen. Er hat dabei alle Schleswig-Holsteiner und einige niedersächsische Werften auf Monatge kennengelernt. Mit 60 Jahren konnte er per "Goldenen Handschlag" in den Ruhestand treten. Wie viele Rondeshagener war Günther Schmerse in der Freiwilligen Feuerwehr seines Dorfes tätig und hat 10 Jahre das Amt des Wehrführers ausgeübt.

    
 
Wehrführer Günther Schmerse 1987 - 1997
 
 
 
   
 
So sah ein Marsch der Feuerwehr durchs Dorf im Jahre 1953 aus, der Ort : Parkstraße direkt vor der "Villa Ruhetal " Man beachte den Zustand der Hauptstraße
 

Heute genießt Günther Schmerse den Ruhestand mit Frau und Sohn in seinem großen Haus in der Dorfstraße, das ehemals das bäuerliche Wohnhaus der alteingesessenen Rondeshagener Bauernfamilie Kahns war.

    
 
Das Haus der Familie Kahns vor über 140 Jahren (1864)
 
   
 
Das Haus im Jahr 2007 im Besitz der Familie Schmerse
 
   
 
Lübecker Nachrichten vom 14.08.2014