Rudolf Tollgreve erzählt... |
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Rudolf Tollgreve wurde am 15.07.1924 im Elternhaus (Am Brink 7) geboren. Sein Eltern waren Rudolf Tollgreve (09.12.1903) und Elisabeth (18.08.1903, geb. Ollhöft. Der Name leitet sich von Zoll-Graf (Toll-Gräv) ab.
Die Rondeshagener Schule besuchte er von 1940-1949 bei den Lehrern Pape, Hadenfeldt und Kurau. Lehrer Hadenfeldt verlor 1935 während der Rondeshagener Diphtherie- und Scharlach-Epedmie ein Kind und Rudolf Tollgreve war einer der Sargträger. Auch Rudolf Tollgreve bestätigt die Existenz des "Meiereihofs "Friedenhain" zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Es waren noch Kellergewölbe vorhanden, in denen die Dorfjungen gespielt haben. Rudolf T. erinnert sich an die Erzählungen seiner Eltern: Das erste Schulgebäude (des Gutes) befand sich an der Lindenallee im ersten Drittel links, Richtung Gutshof. Lehrer waren in der Zeit davor z. T. Gutsbedienstete, die lesen und schreiben konnten, wie z.B. der Sattlermeister. Das jetzige Schulgebäude an der Dorfstraße entstand erst Ende des 19. Jahrhunderts. Es war ursprünglich der Pferde- und Fohlenstall des Gutes und war nur halb so groß wie heute, der zweite Teil wurde später angebaut (Lehrerwohnung etc). 1939 war Konfirmation und die dreijährige Tischlerlehre begann bei Tischler Busch in Kastorf, der vor allem exklusive Möbel für Hamburger Kaufleute und Reeder herstellte. Im Krieg wurden dann auch Munitionskisten in Mengen produziert. Oktober 1941 wurde Rudolf Tollgreve zur Wehrmacht zu einer Instandsetzungseinheit der Luftwaffe in Sachsen eingezogen und landete an der Ostfront (Minsk). 1944 wurde er zur Infanterie versetzt und am Granatwerfer ausgebildet. Wenig später wurde er von den Russen in Ostpreußen bei Heiligenbeil gefangen genommen und bis Wilna verschleppt. November 1945 war er einer der ersten, der wegen bedenklichen Gesundheitszustands mit anderen Kranken aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde. Auf diesem Bahntransport Richtung Westen (Berlin) starben viele seiner Mitreisenden. Amerikanische LKWs brachten ihn nach Neustadt/Holstein und von da aus mit einem Sammeltransport nach Segeberg. Dort hätte er fast die drei Nächte im Zeltlager nicht überstanden. Von da aus ging es weiter per LKW nach Ratzeburg. Endstation war die „Alte Wache“ am Marktplatz. Den Rest des Weges mussten ein Kamerad und er dann zu Fuß bewältigen, was für den Schwerkranken (er wog nur noch 48 Kilogramm) fast zu viel geworden wäre, zumal marodierende ehemalige Zwangsarbeiter immer wieder Überfälle begingen. Als er spät abends in den nicht beleuchteten Flur seines Elternhauses kam, glaubte seine Mutter, es wäre wieder ein Lübecker auf „Hamstertour“ und begrüßte ihn mit den Worten: „Ne, wi hebbt ok nix.“ Seine schwere Lungenentzündungen und Wasser in den Beinen wurde erst durch zwei Krankenhausaufenthalte in Lübeck nach 6 Monaten behoben. Erst Ende 1946 konnte er in seinem erlernten Beruf wieder ausüben (Tischlerei Behnk). 1950 machte er seine Meisterprüfung und heiratet die Rondeshagenerin Helga Heins. (siehe Bild) Nach zwei Anstellungen (Busch in Kastorf und Voss in Behlendorf) machte er sich 1955 selbständig und arbeitete ab jetzt in seiner eigenen Tischlerei im „Schwarzen Weg 1. Das Ehepaar Tollgreve hat drei Kinder: Christiane (1956), Martina (1960) und Tobias (1963). Von 1970-1990 war er Bürgermeister von Rondeshagen. In diese Zeit fällt die Namengebung für die Rondeshagener Straßen. und der Ausbau der Straße nach Bliestorf, bzw. nach Krummesse. Dies waren bis 1970 bzw. 1974 Sandwege, die bei schlechtem Wetter fast grundlos und schwer passierbar wurden (Pferdefuhrwerke, die mit Kartoffeln beladen in den 50er Jahren zur Landstraße nach Bliestorf wollten, konnten dies nur vierspännig bewältigen. von da aus ging es mit zwei Pferden). Auch die Einrichtung der Sonderabfall-Deponie in Groß Weeden haben ihm heiße politische Zeiten beschert.
Rudolf Tollgreve befindet sich seit längerer Zeit im Un-Ruhestand und bereist nach der Trennung von seiner Frau Europa in seinem selbstgebauten Wohnmobil, bis zu seinem Tod am 30.April 2019
Martina Tollgreve Rudolf Tollgreves Tochter Martina, geboren 1960, ist nach Kanada (Montreal) ausgewandert und schrieb mir per E-Mail etwas über ihr Leben : Martina ging nach dem Schulabschluss nach England um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Dort lernte sie ihren ersten Mann Patrick kennen und die beiden entschieden sich nach der Geburt ihres Sohnes Lon nach Kanada, in die Heimat ihres Mannes zu ziehen.
Im April 1982 ging es los mit “Kind und Kegel” wie man so schön sagt. Beide waren jung, abenteuerlustig und voller Energie. Lon war gerade 6 Monate alt. Das Einleben dauerte nicht zu lange, da Patricks Freunde und Familie sich sehr um die “Einwanderer” kümmerten. Mittlerweile sind 26 Jahre vergangen und ab und zu schleicht sich etwas Heimweh ein, besonders wenn man älter wird und sich an den Ort seiner Kindheit erinnert. Sie ist daher eine begeisterte rondeshagen.com-Besucherin und freut sich, daß sie ihrem Mann und ihren Söhnen etwas von ihrer alten Heimat zeigen kann. Heute (2008) lebt Martina Tollgreve mit ihrem zweiten Mann, Jack und ihren Söhnen Lon (26) und Jordan (14) in einem Vorort von Montreal. (Den Mädchennamen legt man in Quebec durch Heirat nicht ab, das ist gesetzlich festgelegt. Die Frau behält ihren Namen und der Mann seinen, Kinder können einen Doppelnamen bekommen oder den Namen des Vaters wenn die Eltern verheiratet sind.)
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