Die Gemeinde Rondeshagen
cc

Rekonstruktion eines Salzprahms in Berkenthin

Berkentin lag einst wie auch Rondeshagen und Krummesse am Stecknitzkanal bevor im Jahre 1900 der Elbe-Trave-Kanal diesen nach über 500 Jahren ersetzte. Die Geschichte der "Nassen Salzstraße" hat diese Dörfer maßgeblich beeinflusst. Das weiße Gold des Mittelalters, das Salz, fand hier auf auf Salzprähmen seinen Weg von den Salinen Lüneburgs nach Lübeck. Es war das einziges Konservierungsmittel für Fisch und Fleisch und auch sonst ein wertvolles und gewinnbringendes Handelsgut im gesamten Ostseeraum war und wurde anfänglich tatsächlich mit Gold aufgewogen .

Die Einwohner Berkenthins, Rondeshagen und Krummesses stellten vertragsgemäß die sogenannten Linientrecker, die die ca 10-12 Meter langen Salzprähme vor allen Dingen in Richtung Lauenburg treidelten. Viele Verträge zwischen den Dörfern und den Lübecker Stecknitzschiffern belegen dies. Auch waren die Kirchen in Berkenthin und Krummesse Haltepunkte für die Flussschiffer, für sie waren extra Bankreihen reserviert, wie sie bis heute noch in der Möllner Nicolai-Kirche und in Krummesse zu finden sind.

Der Beauftragte der Stecknitz-Region des Amtes Berkenthin, Rolf Peter Frischmann, hatte im Jahre 2004 die Idee die wechselvolle Geschichte der Stecknitzfahrt auf besondere Art und Weise wieder auf leben zu lassen : durch die Rekonstruktion eines mittelalterlich Salzprahms. Es gelang ihm den Bürgermeister der Ortes, Hans-Joachim Speth, dafür zu gewinnen. Im Jahr 2009 war es dann soweit, im April begann der Bau in einer Scheune gegenüber von Meiers Gasthof.

   
 
Bürgermeister Speth beim Interview über das Projekt seines Dorfes
 

Hier ein Auszug aus der "Stecknitzpost" vom Mai 2008

 
 
 
   
 

Seit April 2009 kommen jeden Samstag folgende "Bootsbauer" zwischen 09.00 - 16.00 Uhr und opfern begeistert ihre Freizeit für dieses Projekt : Gerald Vollstedt, Friedrich Macke und Enkel Tobias (10), Detlef Grimm, Regina Ashraf-Heinrich, Karl-Heinz Karnatz, Kurt Früchting, Norbert Schmidt, Günter Schewe, Joachim Krähe und Heinrich Strahlendorf. Berater Bootsbauer Otto Beuck, Gisela Bockholt und natürlich immer wieder Bürgermeister Speth. Jetzt im August 2009 nähert sich der Bau dem Ende. Sie veranschlagen ca 1000 Arbeitsstunden, die investiert werden mussten.

 
 

Die Salzprähme waren im ausgehenden Mittelalter maximal 12 Meter lang und konnten 7,5 - 10 Tonnen tragen, dem trug die Rekonstruktion des Prahmes Rechnung : Länge 10,38 Meter, Breite 2,38 Meter, Höhe 0,78 Meter. Aufgrund der geringen Wassertiefe der Stecknitz im Mittelalter hatten diese Salzprähme damals einen Flachboden ohne Kiel.

    
 
Vorbild für einen mittelalterlichen Salzprahm mit kurzem Mast und kleiner "Bude" (Budenkahn), am Ufer einer der "Linientrecker " zum Flussauftreideln
 
   
 
Der fast vollendete Prahm am 19.08.2009 - Heckseite
 
   
 
Bugseite
 
   
 
Diskussion unter Fachleuten über die technischen Details des Ruders
 
   
 
Montage der Ruderanlage
 
   
 
Innenausbau I
 
   
 
Innennausbau II
 
   
 
Innennausbau III
 
   
 
Und auch ein Gästebuch darf nicht feheln
 

Der Initiator des Projektes "Salzprahm", Rolf Peter Frischmann, hat die Entstehung über die Monate bildmäßig dokumentiert. Diese Bilder finden Sie auf der Internetseite "Stecknitz-Region" unter diesem Link

Der Stapellauf des Prahms ist für Samstag, 26.09.2009 um 14.00 Uhr geplant, aber schon viele zufällig vorbei kommende Neugierige haben den Prahm während seiner Entstehung besichtigt, an einem Sonntag waren es ca 200. Um die nicht unerheblichen Kosten etwas zu verringern, wurde eine "Spendenkasse" bereit gestellt (s.u.)

    
 
Historisch angemessene Spendendose
 

An Tag des Stapellaufs erfolgt natürlich auch die Taufe des historischen Salzprahns auf den Namen "Maria Magdalena", der Schutzheiligen der Stecknitzfahrer, die sich im Jahre 1422 als Maria-Magdalenen-Brüderschaft der Stecknitzfahrer begründeten.

   
 
Bürgermeister Hans-Joachim Speth beim Malen eines Namensschildes
 

Der Prahm hat also die ungefähren Abmessungen, die im 15. Jahrhundert üblich waren, um auf dem sich stark windenden Kanal problemlos fahren zu können. Diese Windungen war vorsätzlich vorhanden: Die Fahrt kanalabwärts vollzog sich auf einer Welle, die durch Ablassen eines hinter der Stauschleuse angesammleten Wasservorrats erzeugt wurde (Stauzeit bis zu 3 Tage); somit lief das Wasser nicht zu schnell ab und wa war immer genügend unter dem flachen Schiffsboden vorhanden. Wie stark die Stecknitz "mäanderte" lässt sich auf einer Karte der Stecknitz bei Rondeshagen aus dem Jahr 1850 ersehen: 14 Flusswindungen auf ca 1200 Meter.

   
 
Der Stecknitzkanal und seine Windungen beim Nachbarort Rondeshagen um 1850
 

Der Kahn wird nach seiner Jungfernfahrt an der Fußgängerbrücke zur Kirche auf Land verholt und mit einer Dachkonstruktion versehen. Nur bei besonderen Anlässen wird er hin und wieder zu Wasser gelassen, touristische Fahrten mit dem Prahm sind aus versicherungstechischen Gründen leider derzeit nicht geplant.

Somit kann jeder Besucher Berkenthins dieses Beispiel aus der Geschichte des Ortes bewundern und Dokumentationsschilder geben Einblicke in dessen Vergangenheit. Auch sollte ein Besuch der Grabstätten der Stecknitzfahrer an der Berkenthiner Kirche gegenüber nicht fehlen.