Pächter und Verwalter auf Gut Rondeshagen |
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& Bauernvögte des Dorfes Rondeshagen
Bauernvögte in Rondeshagen Der Bauernvogt war in der vorpreußischen Zeit Schleswig-Holsteins ein Amt der bäuerlichen Selbstverwaltung. Der Bauernvogt stand an der Spitze der bäuerlichen Hierarchie eines Dorfes. In den alten landesherrlichen Ämtern war er bis 1867 für die Einhaltung der Ordnung (eigene Dorfordnung, Anweisungen des Landesherren) zuständig und vertrat gleichzeitig die Dorfbevölkerung gegenüber der Obrigkeit. In den Dörfern der Adligen Güter war er für die Durchsetzung der Anordnungen des Gutsherrn zuständig. Aufgrund seiner Zwitterstellung als Vertreter der Obrigkeit einerseits und der Bevölkerung andererseits, geriet der Bauernvogt häufig in Aufgaben- und Loyalitätskonflikte. Bis zur Verkoppelung (Flurbereinigung) im 18. Jahrhundert entschied der Bauernvogt in der bäuerlichen Feldgemeinschaft über Fruchtfolge und Arbeitstermine auf der Allmende (Rechtsform gemeinschaftlichen Eigentums). Häufig war das Amt des Bauernvogtes an eine bestimmte Hufe gebunden, diese Stellen waren oftmals erblich, so dass sich ein sogenannter Bauernadel in den Dörfern herausbildete. In anderen Dörfern wurden die Bauernvögte unter den Hufnern gewählt, so dass das Amt rotierte. Mit Einführung der preußischen Landgemeindeordnung 1867 wurde das Amt des Bauernvogtes aufgehoben. Und in Rondeshagen "ist das Amt des Bauernvogten wie auch in allen bisher untersuchten Lauenburgischen Dörfern erblich. (Guido L. Weinberger, Lübeck)
Bekannte Pächter des Gutes Rondeshagen 1.) Hermann Scharbau, geb. 27.Mai 1856, † 13. November 1910
2.) Theodor Karl Ludwig Sträter (*13.04.1861 Bonn/Rhein) und seine Frau Hedwig geb. Schuto pachteten das Gut Rondeshagen von den damaligen Besitzerin `Adolphine von Willich`. Theodor Karl Ludwig Sträter pachtete Rondeshagen vom 1. Mai 1913 bis 1. Mai 1923. (Er wird in seiner Ernennungsurkunde als `Leutnant der Reserve` tituliert) [Anmerkung zu Hedwig Sträter, geb. Schuto : In der Gefallenenliste Rondeshagens aus dem ersten Weltkrieg gibt es einen Hermann Schuto, vermutlich ihr Bruder..... In der Quelle heißt es "Es starb den Heldentod Dr. Hermann Schuto, Hauptmann der Reserve im Inf. Regt 80."] 3.) Willy Wehber, Pächter von 1923 - 1926/27 Im Jahre 1928 wurden alle Güter im Kreis Herzogtum Lauenburg per Dekret aufgelöst und "aufgesiedelt", das heißt Gut Rondeshagen wurde (vom letzten Besitzer Karl von Willich) an kaufwillige Bauern und anderweitige Interessenten in Teilstücken (Beginn 1927) veräußert. Als Resthof mit den alten Gutsgebäuden blieben 50 ha. Der übrige Teil wurde in 8 Hofstellen in einer Größe von 25-30 ha verkauft. Der restliche Gutsbezirk wurde von Adolf Sierig, dem Älteren aufgekauft.
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Aus der Familienchronik der Gutspächterfamilie Sträter in den Jahren 1913-23
Auszüge aus der Familienchronik des Gutspächters Theodor Sträters, die der in Lübeck lebende Enkel des o.g. Theodor Sträter, Herr Bernhard-Theodor Sträter zur Verfügung gestellt hat, beleuchten das Leben auf dem Rondeshagener Gut diese Zeitraumes:
"Im Sommer 1913 hatten wir das neue Kuhhaus gebaut, das alte wurde zum Schweinestall umgebaut.
Am 15.1.15 waren 203 Herren aus dem Kreise Herzogtum Lauenburg durch den Landrat in Ratzeburg zusammen berufen, es wurde uns bekannt gegeben, dass nur mehr der halbe Roggen für die Bevölkerung vorhanden sei, der nötig wäre, also hieße es, sparen und nochmals sparen.
Anfang Februar 15 wurde amtlich angeordnet, dass kein Hafer mehr an Schweine und Rindvieh verfüttert werden dürfe, auch nur mehr 3 Pfd. Hafer pro Tag und Kopf an die Pferde. Wie diese dabei leistungsfähig bleiben sollten, wo sie uns bis 1/3 unserer Pferde überhaupt schon fortgenommen hatten, war der Regierung selbst wohl unklar, aber die Not war schon 1915 viel zu groß.
Am 22.9.15 waren früh 1 1/2° Kälte, alle Blumen verfroren, die schlechte Witterung, die auch die ganze Ernte hindurch geherrscht hatte, war die beste Freundin der Entente.
Anfang Februar 1916 war der Fleischverkauf so knapp, daß die Schlachter in Lübeck ihre Läden schließen wollten, da sie kein Vieh mehr bekamen.
Am 2.8.18 holte ich den neuen Verwalter `Kriegshäuser` von der Bahn, [Verwalter] `Barez` war abgegangen, er war nicht zu gebrauchen, mit Kriegshäuser. sollten wir noch viel mehr erleben. Wie ich diesen von der Bahn holte, sagte er sofort, im Herbst gäbe es Revolution, das sei ganz gewiss. Er musste das ja wohl wissen, denn er entpuppte sich am 9.11.18 [Kriegsende des Weltkrieg I] als sie wirklich ausbrach, als der reine Spartakist.
[Spartakisten waren eine radikale kommunistische Gruppierung der Nachkriegszeit 1918ff, die sich besonders in der Umbruchzeit von der Kaiserzeit zur Weimarer Republik in den sog. Kämpfen ums "Berliner Zeitungsviertel" 1919 kämpferisch hervortaten; sie blieben politisch ohne Bedeutung. Führungskräfte waren die 1919 ermordeten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht]
Spartakisten im Januar 1919 in Berlin, Straßenkämpfe |
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In der Wirtschaft hatte ich 15 Jungmannen, mit einem Professor zur Hilfe, sie haben nicht viel geleistet, es waren 15-17 jährige Gymnasiasten, denen in der Hauptsache darum zu tun war, sich satt zu essen, in den Städten gab's nicht mehr viel.
Anfang Oktober 1918 kaufte ich 30 tragende Schafe vom Schäfer Petersen, so dass ich nun wieder 100 Mutterschafe hatte.
Zum 1.1.19 kündigte ich dem Verwalter Kriegshäuser, er entwickelte sich immer mehr als Spartakist. Die Kündigung nahm er nicht an, er behauptete, in 4 Wochen sei ja doch alles anders, er meinte wohl, dann habe ich nichts mehr zu sagen. Im Februar 1919 berief er eine Versammlung für die Arbeiter nach der Wirtschaft von Schünemann [Schmied Emil Karl Wilhelm Schünemann (1879-1960)], er wollte sich da als Betriebsrat wählen lassen. Ich bat alle Bauern dort hin, ging auch mit Karl herüber, Kriegshäuser betrug sich derartig, dass ich ihm unser Haus verbot, was ich Karl bestätigte. Er holte abends seine Sachen, zog zur Milchfrau Fick, war viel in Ratzeburg und, wie sein Geld alle war, kam zu mir, bat um 200 Mark, dann wollte er keine Ansprüche weiter stellen. Ich gab sie ihm und war froh, dass ich den Kerl los war. Es war einfach furchtbar mit ihm, trotzdem er vorher wie ein Kind des Hauses von allen behandelt war.
Karl [Sohn Karl Hermann August Sträter, 24 Jahre] wurde nun Verwalter, er gab sich nun die größte Mühe. hat viele, wirklich gute Neuerungen bei uns eingeführt ich konnte mich unbedingt auf ihn verlassen.
Am 1. Mai 1919 hatten die Leute zum 1. Mal ihren Mai-Feiertag, mitten in der Saatzeit, das passte auch mal wieder sehr schlecht. Die Saatzeit war sehr ungünstig, nachher eine so furchtbare Trockenheit, dass das Korn nicht mal auflief, die Ernte wurde einfach trostlos.
Am 5.12.1919 nahm ich den Verwalter Hugo Albert an in Lübeck, Anfang Januar trat er an, er blieb bis 1.4.1923 und hat uns sehr treue und gute Dienste geleistet.
Das Frühjahr 1920 war herrlich, am 22.3. konnte ich bereits 11 Kühe und 21 Stück Jungvieh auf die Weide jagen. Nachts kamen alle in die Feldscheune. Am 11. April kamen schon alle Kühe heraus, so früh noch nie zuvor.
Am Montag, 2.7.20 brach bei uns ein Streik aus, der 8 Tage dauerte, am Abend vorher kamen Kutscher August, Haushälter Behnke und Stellmacher Behrens und sagten es. Die jungen Leute, Lothar von Bönninghausen, Ahrens und unser Bernd, der auch gerade da war, besorgten die Pferde,[Hugo] Albert half auch und so ging es ganz gut mal 8 Tage, die Sache hatte wenig wert, erreicht hatten die Leute gar nichts.
Der Hof wurde an Willy Wehber, Sohn des Weingroßkaufmanns W.Th.W. in Hamburg [das Weinhaus Wehber existiert heute noch] auf 18 Jahre neu verpachtet, der junge W. war erst 22 Jahre, er wurde Schwiegersohn des Domänenpächters Schleeth in Niemark/Lübeck. Wehber ist nur 3 Jahre in Rondeshagen gewesen, er war viel zu jung, hatte absolut kein Betriebskapital und ließ sich nichts sagen, das konnte nie gehen, er hat wohl sehr viel Geld in Rondeshagen verloren.
am 1.4.23 ging unser Verwalter Hugo Albert ab, nachdem er 3 1/4 Jahre uns wirklich treue und gute Dienste geleistet hatte.
Am 20.4.23 war die Saat fertig, Quaat, der neue Verwalter, war kolossal fix und sehr hinterher.
Am 21.4.23 fuhren Mutter Hedwig [Sträter, geborene Schuto, geb. 1871], Regis [Tochter : Maria Regina, geb. 25.03,1896 in Hohensasel] , Herman [Ehemann von "Regis"] und ich nach Oldesloe und kauften unser Haus hier.
Am Sonnabend, 28.4. war die große Taxation, für uns: Gutsbesitzer Behr - Mettenhof und Inspektor Hardes - Bliestorf, für Wehber: Gutsbesitzer Baumann - Bastwerder Hof und Boysen - Lübeck [Vater des o.g. Rondeshagener Verwalters Richard Boysen] , Otmann war Domänenpächter Stork - Krumbeck.
Abends 10 Uhr war das Protokoll fertig, es kam nur knapp 250 Millionen heraus = 33.000 Mark, nicht mal der halbe Wert, aber man hatte ja jeden richtigen Wertbegriff verloren. So zahlte ich am 30.4.23 dem Oberstleutnant [Karl] von Willich [letzter Besitzer von Gut Rondeshagen] meine Pacht mit 6 374 Millionen, der Mann bedankte sich sogar noch für das viele Geld, in Wirklichkeit waren es keine 1000 Mark, sonst zahlte ich 4000 Mark. Das Essen nach der Taxation war eine merkwürdige Sitzung, da Wehber eigentlich nichts zum Bezahlen hatte, wir haben am 29.4. nochmals verhandelt und einigten uns erst am 1.5. in Lübeck. Der alte Herr Wehber zahlte 130 Millionen an - auch diese hatte er sich geliehen - dafür kaufte Hermann Hallermann mir sofort beste Papiere.
Am 1. und 2. erfolgte dann der Umzug nach Oldesloe."
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Am 18.07.1921 wird der Sohn Bernhard Theodor Sträter (s.u.) zum Gutsverwalter-Stellvertreter vereidigt, in der Urkunde heißt es : "V e r h a n d e l t - Gut Bliestorf, den 18. Juli 1921. Zur Vereidigung ....erscheint heute Gutsvorsteher Stellvertreter Theodor Sträter aus Rondeshagen. Und leistet folgenden Eid.... "
Bei einer Internetrecherche fand ich die genalogische Seite der Famile Sträter (auf Französisch) und konnte feststellen, dass Hedwig (geb. 1871) und Theodor Karl Ludwig Sträter sage und schreibe 12 Kinder hatten.
Kind |
geb.am |
in /sonstiges |
Hans Wilhelm Sträter, heiratet am 03.12.1923 Fritzi Hölscher (geb. 1900) : Sohn Hans-Wilhelm Sträter | 22.06.1892 | in Rantzau (bei Plön) |
Theodor Sträter | 09.11.1893 - 30.09.1896 | gest. in Marsberg (2 Jahre) |
Karl Hermann August Sträter (verh. mit Ria Sell, geb.1903 : Kind : Karl-Heinz Theodor Sträter | 21.02.1895 | in Rantzau (bei Plön) |
Maria Regina Sträter (`Regis`) , heiratet am 26.10.1921 Hermann Hallermann | 1892 | 2 Kinder : Hewig Else + Johann Hermann Theodor |
Else Sträter | 02.09.1897 - 10.09.1908 | in Hohensasel (11 Jahre alt) |
Klärchen Sträter heiratet am 20.06.1922 Franz Dicke, geb. 1875 | 27.07.1899 | in Hohensasel / Kind : Maria |
Bernhard Theodor Sträter : Sohn wahrscheinlich Bernhard-Theodor Sträter, lebt in Lübeck.... | 17.03.1901 | in Hohensasel |
Marta Sträter | 21.04.1902 - 12.01.1903 | 8 Monate alt |
Heinz-Ludwig Sträter | 06.08.1904 | |
Hermann Sträter | 29.12.1905 | |
Hedwig-Else Sträter | - | |
Maria-Viktoria Sträter | - |