Die Gemeinde Rondeshagen
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Gutsbesitzerin Louise von Schrader
stiftet das "Siechenheim Eben Ezer" in Berkenthin

Das heutige DRK-Seniorenpension Louise von Schrader in Berkenthin wurde maßgeblich durch Stiftung von Geldern und des Grundstücks durch die damaligen Rondeshagener Gutsherrin Louise von Schrader (geb. 11.12.1835 - gest. 1913) im Jahre 1911 möglich.

Einen Hinweis auf ein Siechenhaus gab es bereit im 14. Jahrhundert, es war ein Haus für Leprakranke: Die meisten Leprosenhäuser in Schleswig-Holstein sind zwischen dem 13. und 14. Jh. urkundlich zu belegen . Ihre Gründer waren Landesherren, Bischöfe, Kirchengemeinden, wohlhabende Bürger oder die Städte : In Berkenthin existierte das St. Jürgen-Hospital.

In Berkenthin war das bis Anfang des 20 Jahrhunderts bestehende Siechenhaus abgerissen worden, weil die Eisenbahnlinie Ratzeburg - Bad Oldesloe den Grund- und Boden benötigte. Es war durch ein kleines, völlig unzureichendes Häuschen ersetzt worden. Der damalige Pastor Andreas Lüders bemühte sich um Abhilfe und es gelang ihm die Kirchengemeinde 1911 zu einer Spende von 4.590 Mark zu bewegen; diese wurde von einer weiteren Spende durch die damalige Gutsbesitzerin in Rondeshagen, Louise von Schrader, um weitere 4000,- Mark aufgestockt. Dies geschah mit der Bemerkung, dass dies erst ein Anfang sei. Da sie bereits hochbetagt war (1835 - 1913), drang sie auf schnellen Baubeginn. Dabei sprach sie die Bitte aus, dass ihr zukünftiger Grabstein auf dem Friedhof in Berkenthin für alle Zeit erhalten bliebe. Leider ist durch ein Versehen dieser Bitte nicht entsprochen worden. Dafür hat Herr Pastor Wallroth an der nördlichen Außenmauer der Kirche eine Marmortafel anbringen lassen mit der Inschrift:

     
 
  • Zur Erinnerung an Louise von Schrader, gestorben 1913 , ihrer Schwester und ihrer hier ruhenden Eltern
  • Ernst Barthold von Schrader, gestorben 1872, Landrat, Erb- und Gerichtsherr auf Culpin
  • Besitzer von Culpin und Rondeshagen
  • Louise Ernestine Henriette Charlotte von Schrader, geborene von Willich, gestorben 1869
  • Die Familie schenkte 1911 der Kirchgemeinde das Geld für die Gründung des späteren Kreispflegeheims

Die Kirchgemeinde Berkenthin, der Kreis Herzogtum Lauenburg

 

 
     
 
 
 
Das Original an der Nordseite der Kirche
 

Das Kapital von 4.590,- Mark wurde bei der Spar- und Darlehenskasse der Stadt Ratzeburg eingezahlt, doch lange blieb es dort nicht, denn rascher als gedacht, kam es zum Bau des Siechenhauses. Die Hauptspenderin, geboren am 11. Dezember 1835, wollte selbst so gerne das Entstehen und die Einrichtung desselben erleben und ermunterte mit allem Ernst dazu, den Bau einzuleiten und in Angriff zu nehmen. Und bereits am 30. Juni 1911 wurde auf einem von der Dorfschaft Klein Berkenthin für 1000,- Mark gekauften, 33 ar umfassenden Grundstück zu Kl. Berkenthin feierlich der Grundstein gelegt. Eine Urkunde wurde derselben eingefügt. Dieselbe beginnt:

"Im Namen des Vaters, des Sones und des Heiligen Geistes. Amen.

Heute am Freitag, den 30. Juni 1911, unter der Regierung Sr. Majestät des deutschen Kaisers Wlilhelm II., wird zu einem für die Evangelisch- Lutherische Kirchengemeinde Berkenthin bestimmten Siechenhause, welches "Stift Ebenezer" genannt werden soll. Der Grundstein ist gelegt und in demselben diese Urkunde eingeschlossen. Der allmächtige und gnadenreiche Gott vergönne es, dass das Stift Ebenezer alle, die darin Aufnahme finden, für Zeit und Ewigkeit zu großem Segen werden möge."

"Am 10. August 1911 war bereits die Richtfeier. Am 26. November konnte die Einweihung des Siechenhauses gefeiert werden, zu großer Freude vieler, nicht am wenigsten der anwesenden Louise von Schrader. Pastor Lüders (s.u.) hielt die Weihrede. Er erläuterte den Namen Eben Ezer und hob hervor, dass der Gedenk oder der Dankstein zugleich ein Denkstein für die Hilfe des Herrn sei. Die Dankbarkeit des Herzens hat zum Bau deses Hauses getrieben. Auch in dieses Haus als Insassen einziehenden Alten sollten bekennen: "Bis hierher, zu dieser letzten Station meiner Erdenpilgerfahrt hat der Herr geholfen, von hier werde ich einst den letzten Umzug halten und der Herr wird mit hineinhelfen in die himmlische Heimat."

 
 
Pastor Christian Andreas Lüders
Sein Grab 1844 - 1923 und Ehefrau Gertrud

Soweit die wörtliche Abschrift aus der von Pastor Andreas Lüders geführten "Chronik des Siechenhauses Eben-Ezer" in Klein Berkenthin, der es sich nicht nehmen ließ, zur Einweihung ein Gedicht zur verfassen :

  Sind wir einen weiten Weg gegangen,  
  Treffen wir wohl einen Markstein an.  
  Stehen still, schaun um uns - voll Verlangen  
  Richtet sich der Blick neu auf die neue Bahn !  
  War der Weg, den wir durchwandert, licht,  
  Fürchten wir den kommenden auch nicht.  
   
  So geliebter Hirte, stehn wir heute  
  Mit dir still an Deinem Ehrentag !  
Fünfundzwanzig Jahre Seit`an Seite
Galt uns Deines Herzens warmer Schlag !
Geh uns weiter fest und treu voran.
Und folgen wir freudig Deiner Bahn.
.
Einen Denkstein wirst dem Herrn Du bauen,
Denn von ihm kam dir zum Amt die Kraft,
Und mit Glaubensaugen darfst du schauen,
Nicht umsonst hab ich gewirkt, geschafft.
  "Ebenezer", hilf, Herr Fernerweit,  
  Gib` mir eine neue Gnadenzeit !  
   
  Diesen Grundstein legt in Deine Hände  
  Dir die dankbare Gemeinde heut` !  
  Mit dem Wunsche, daß aus dieser Spende  
  Glück und Heil erblühe allezeit.  
  Möge Dir zur Freude, schlicht und schön ,  
  Das Berkenthiner Siechenhaus erstehn !  

Die erste Insassin war die Witwe Stadtländer aus Klein Berkenthin, die Hauseltern waren das Ehepaar Fröhlich. Der Maurermeister war Heinrich Hagen, die Zeichnungen fertigte der Zimmermann Friedrich Koop, beide aus Klein Berkenthin. [...]

Zurück aber zum Siechenhaus in Berkenthin. Es wurde schon erwähnt. dass die alten Siechenhäuser stets mit einer Kapelle verbunden waren, in der Gottesdienst gehalten werden konnte. [....] Durch die Verhältnise im ersten Weltkrieg 1914-18 war das Stift "Eben-Ezer" finanziell in eine missliche Lage geraten. Es fanden deshalb Verhandlungen mit dem Kreisauschuß wegen Übernahme durch den Kreis statt und Dr. Weltner, Ratzeburg wurde als Bevollmächtigter des Kreises mit Sitz und Stimme im Vorstans des Siechenhauses bestimmt. In einer Sitzung vom 18. November 1919 im Pastorat in Berkenthin wurde der Antrag des Doktor Weltner mit Einwilligung von Pastor Lüders beschlossen, zum Andenken an die verewigte Stifterin, das bisher "Eben Ezer" genannte Siechenhaus fortan "Louise von Schrader-Stift" zu nennen. Der Vorsitzende befürwortete, dass aber die über der Siechenhaustür leuchtenden Inschrift "Eben Ezer" nicht entfernt würde.

Das Heim war 1911 für die Aufnahme von 20 Personen vorgesehen. Am 11. Dezember 1919 übernahm der Kreis Herzogtum Lauenburg das Louise von Schrader-Stift in eigener Regie und kaufte einige anliegende Grundsstücke dazu. : "Der Kreisauschuß ist der Ansicht, daß die nunmehr anzustrebende Selbsterhaltung des Stiftes neben entsprechender Erhöhung des Kostgeldes durch Mitwirkung der körperlich noch tüchtigen Insassen bei der Bewirtschaftung durchaus möglich ist, wen dem Stift als zukünftiger Kreisanstalt genügend Land zur Verfügung gestellt wird.

Mit Rücksicht darauf hält der Kreisausschuß es für notwendig, daß zur Vergrößerung des Grundstücks einige unmittelbar angrenzende Grundflächen erworben werden, um dort in guter Lage hinreichend Land für Gärten und für den Obst- Gemüse- , Kartoffel- und Getreidebau des Stiftes sowie für etwaige Erweiterungen des Stiftes sowie weiterer ähnlicher Kreisansstalten zur Verfügung haben."

Die Zustimmung des Kreisausschusses wurde einstimmig erteilt.

In den folgenden Jahren wurde das Heim systematisch weiter ausgebaut. So 1948 mit dem Flachbau für 21 Personen. 1950 ein 2 1/2-geschossigen Bettenhaus für 68 Personen. Der Ausbau geht dauernd mit vielen Verbesserungen weiter , sodaß 1966 schon 112 Pfleglinge aufgenommen werden können. Der Hausmeister erhielt ein eigenes Wohnhaus mit 4 Räumen für Heimpersonal im Obergeschoß.

Im Jahr 1965 war der Verbleib des Heimes in Berkenthin ernstlich gefährdet. Im Zug der Zeit, da alles in die Städte drängte, erhoben sich Stimmen, die für eine Aufgabe des Heimes in Berkenthin und für eine Verlegung nach Ratzeburg waren. Durch einen Brief von Herrn Pastor Wallroth in Berkenthin an den Herrn Landrat Wandschneider in Ratzeburg und durch mündliche Besprechungen wurde die Gefahr behoben. Es wäre ja auch unverantwortlich gewesen, dies schon über 50 Jahre bestehende Heim eingehen zu lassen.

Am 9. April 1970 konnte wieder ein Erweisterungsbau feierlich durch den Kreispräsidenten Drevs und Landrat Dr. Prößdorf eingeweiht werden.

Quelle : Bericht von Ulrich Volquart Meyer aus Rondeshagen

 
 

 

  Der Louise von Schrader-Stift heute  
     
   
     
 
 
     
   
     
   
     
   
     

1995 übernahm der DRK-Kreisverband das Alten- und Pflegeheim vom Landkreis Herzogtum Lauenburg. Das Heim hat 80 genehmigte Pflegebetten, derzeit (2006) mit einer Auslastung von 97%. Zurzeit gibt es 43 Planstellen, die sich 71 Mitarbeiter teilen. Es sind überwiegend Frauen hier beschäftigt. Die Finanzierung erfolgt durch die Pflegesätze. Über die unterschiedlichen Pflegestufen 1-3 kommen die Gelder zusammen.

 

Elisabeth Bartsch

Leiterin des
DRK Seniorenhauses
“Louise-von-Schrader”

 

Text : Auszüge aus einem Interview

Viele Heime haben keine eigene Küche mehr. Wenn das Essen von außen kommt, entsteht oft ein Qualitätsproblem. Von der Küche in Berkenthin werden ca. 150 Mittagessenportionen pro Tag fertiggestellt, davon 40 Essen für die Ganztagsschüler und für den Kindergarten, 30 Portionen für das Essen auf Rädern. Das Essen wird in Berkenthin und Umgebung für 4,50 Euro pro Tag ins Haus geliefert. Es können aber auch Berkenthiner Bürger, die nicht im Heim wohnen, das Essen für 3 Euro im Heim einnehmen, ein Service, der nicht allen  im Ort bekannt ist.