Rede von Pastor Runge bei der Protestversammlung gegen die Erweiterung der Deponie Rondeshagen

am Samstag, 22. März 2008

 
 
 
Pastor Wolfgang Runge bei seiner Rede an die Bürger Rondeshagens, Berkenthins, Niendorfs und Sirksrade
 
 

 

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter!
Kein Regen, kein Schnee hält uns ab von unserem Protest gegen die Gefahr der Vergiftung
von Erde, Luft, Tier und Mensch in unserer Region!
„Herr von Boetticher, Herr Steiner, Herr Berner,wir kommen, notfalls auch geschwommen!“

Am Anfang der Bibel heißt es: „Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden,
dass er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach:
Du darfst essen von allen Bäumen im Garten.“

Die Gesellschaft zur Beseitigung von Sonderabfällen (die GBS)
plant in der Sondermülldeponie Groß Weeden aus rein wirtschaftlichen Erwägungen
die Annahme von trockener, hochgiftiger Flugasche
und Filterstäube aus Verbrennungsanlagen.

Durch eine Feinstaubentwicklung bei der Anlieferung oder durch Unfälle,
menschliches oder technisches Versagen, könnten die umliegenden Felder,
Gärten und Häuser, Mensch und Tier, vergiftet werden.
Das kann niemand ausschließen.
Wir erwarten von der Betreibergesellschaft und von unserer Regierung
die Bewahrung unserer Umwelt vor der Gefahr einer Vergiftung.
Auch unsere Kinder und Enkel sollen ungefährdet
von allen Bäumen in unseren Gärten essen können.
Die Bewahrung unserer Umwelt ist Gottes Gebot. Darum sind wir heute hier.

Die Anlieferung von stichfest befeuchteten Stäuben ist sicherer für Umwelt und Bevölkerung, deshalb wurde diesem Verfahren trotz erhöhter Beförderungskosten
bisher immer der Vorzug gegeben.
Wir erwarten heute, dass auch so bleibt!
Die langfristige Sicherheit der Bevölkerung
ist wichtiger als kurzfristige betriebswirtschaftliche Vorteile.

Wir sagen Nein zur Anlieferung von trockenen Filterstäuben!
Wir sagen Nein zur  Errichtung einer Befeuchtungsanlage für Filterstäube in Rondeshagen!
Wir sagen hier und heute gemeinsam: Das lassen wir mit uns nicht machen!

Die bisherigen Grundlagen des politischen Einverständnisses
mit dem Betrieb der Sondermülldeponie werden durch die Planung einer Anlieferung
von trockenen Stäuben und die Errichtung einer Befeuchtungsanlage  einseitig gekündigt. Beides ist vertraglich nicht vorgesehen. Das ist politisch nicht hinzunehmen.

Der Prophet Amos wendete sich in biblischer Zeit gegen eine unsoziale Politik, als er sprach:
„Ihr wandelt das Recht in Gift!“
Er hat sich damals wohl nicht träumen lassen, wie wörtlich das einmal zu nehmen ist.
Wir appellieren an unsere Landesregierung heute mit diesen gleichen Worten des Amos:
Tut das nicht: Verwandelt nicht das Recht in Gift!
Vergiften Sie nicht das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Regierung
mit einer Genehmigung, die legal scheint, aber unsozial und gefährlich ist!

Bei Einrichtung der Deponie bestand ein Gemeininteresse,
den im eigenen Bundesland entstandenen Sondermüll auch hier zu lagern.
Diese Notwendigkeit besteht nach dem Gesetz nicht mehr.
Die Anlieferung von Müllmengen aus Schleswig-Holstein ist stark zurückgegangen.
Stattdessen wird Sondermüll aus ganz Deutschland und dem Ausland angeworben.
Damit ist die Grundlage des bisherigen kommunalen Einverständnisses
mit dem Betrieb der Sondermülldeponie hinfällig.

Der Betrieb der Deponie ist seit Jahren unrentabel. Der Bundesrechnungshof hat darauf schon hingewiesen. Die Sondermülldeponie Rondeshagen ist als unwirtschaftliche Lagerstätte sofort zu schließen!

Die Politiker reden gerne von Werten und gesellschaftliche Verantwortung.
Wir erwarten, dass das nicht nur Sonntagsreden sind.
Herr von Boetticher, wir lassen uns nicht hinters Licht führen!
Wir erwarten von einem Minister für Natur- und Umweltschutz,
dass er unsere Natur und Umwelt vor Giftstaub schützt!
Wir lassen es nicht zu, dass wesentliche Werte unseres Zusammenlebens
zweifelhaften wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden.

Herr von Boetticher, wir erwarten von einem Landwirtschaftsminister,
dass er die Felder unserer Landwirte vor möglicher Vergiftung schützt!
Hier ist die wirtschaftliche Grundlage der Landwirtschaft auf unseren Dörfern gefährdet.
Wir stehen zu den Bauern unserer Region!
Herr von Boetticher, wir erwarten von einem Minister unserer Regierung
die politische Kraft, einzuschreiten, wenn unsere Sicherheit
schlichtweg um des Profites willen verkauft werden soll.
Herr von Boetticher, verstecken Sie sich nicht
hinter juristisch spitzfindige Genehmigungsverfahren.
Normalerweise vertritt eine Regierung und Genehmigungsbehörde
das Wohl der Allgemeinheit gegenüber dem wirtschaftlichen Anliegen eines Unternehmens.
Hier ist das anders.
GBS, Müllhandelgesellschaft und Genehmigungsbehörde sind personell verfilzt.
Hier genehmigt sich ein Unternehmen seine wirtschaftlichen Entscheidungen selbst
auf Kosten der Allgemeinheit. Nicht mit uns!

Wir werden hier in unserem Amtsbereich
mit aller Kraft und all unseren Möglichkeiten für eine intakte Natur sorgen.
Wir werden für einen gesunden Wohnbereich, besonders für unsere Kinder eintreten,
Wir werden für die Erhaltung gesunder Felder für unsere Bauern streiten
und für die Erhaltung unserer Natur- und Kulturlandschaft kämpfen.

Wir fordern heute mit aller Deutlichkeit
die Landesregierung und die Betreibergesellschaft auf, ihre Giftmüllpläne zu überdenken.
Keinen Giftstaub nach Rondeshagen! Vielen Dank!

 
 
 
 
Die versammelten, protestierenden Bürger mit Fackeln
 
 
 
 
Sie lauschen der Protestrede
 
 
 
 
Selbst die Kleinsten demonstrieren für ihre unvergiftete Zukunft
 
 
 
 
Die Rondeshagener Feuerwehr sichert den Fackelzug ab - in der Mitte Rondeshagens Bürgermeister Ernst Albrecht
 
 

 
 
 
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