Leben und Sterben
Der Tod im Mittelalter & frühen Neuzeit
In Spätmittelalter und Früher Neuzeit war der Tod "lediglich" ein Übergang vom Diesseits in ein Jenseits, das als real empfunden wurde. Diese Anschauungen stützten sich zunächst einmal auf die Lehren der Bibel: Doch nicht jeder sollte davon profitieren können. Welche Faktoren im Einzelnen dafür ausschlaggebend sein würden, dass jemand nach seinem Ableben "nach oben (Paradies) oder "nach unten" (Hölle) gehen musste - darüber freilich gab es im Laufe der Zeit sehr unterschiedliche Auffassungen, wohin der Gestorbene nach dem Aufenthalt im Fegefeuer kommen würde.
Sterben im Mittelalter |
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Der Tod ist für den Menschen im Mittelalter viel öffentlicher und weniger tabuisiert, ja schon fast eine Alltäglichkeit. Friedhöfe mit Beinhäusern und Gräbern befinden sich meist in zentraler Lage von Städten, Märkten und Dörfern. Sie sind rund um die Kirchen angelegt. Die Begräbnisstätten haben auch die Funktion, aufmerksam zu machen, zu mahnen. Der Tod prägte und beeinflußte das gesamte Leben. Auch bedeutete das Sterben wie in der frühen Neuzeit einer Art soziale Geborgenheit, durch Begleitung des Sterbens und der Betreuung der Angehörigen. Der mittelalterliche Mensch ist stark in das Sterben anderer einbezogen.
Der Tod war im Mittelalter ein ständiger Begleiter der Lebenden. Anders als heute war man ihm in vielen Situationen hilflos ausgeliefert. Es gab vielerlei Gründe, vorzeitig zu sterben. Die Kindersterblichkeit. war während des ganzen Mittelalters sehr hoch. Sie war unterschiedlich je nach Stand und Epoche, dürfte aber bei Neugeborenen und Säuglingen im Durchschnitt 20 – 30 % betragen haben. Bis zum 10. Lebensjahr blieb die Sterblichkeit relativ hoch, das 21. Jahr dürften nur ca. 50 % eines Jahrgangs erreicht haben. Ursachen für die hohe Kindersterblichkeit waren, mit unterschiedlichen Schwerpunkten bei den sozialen Schichten, mangelhafte Hygiene, Unter- und Fehlernährung, Infektionen wie Masern, Pocken, Keuchhusten, Tuberkulose, parasitäre Infektionen, Unfälle aller Art (etwa Ersticken im elterlichen Bett oder im Bett der Amme) und nicht zuletzt allgemeine Hungersnöte und Epidemien.
Erwachsene starben an jeglicher Krankheit, die heute operativ behoben werden kann. (Blinddarm, Mittelohrvereiterung, Blutvergiftung und Amputationen) Seuchen, Syphils, Lungentzündung etc, permanente Kriege, Hexenverbrennungen, Todesstrafen auch für geringfügige Vergehen haben immer wieder die Bevölkerung dezimiert. Ein Leben war nicht viel wert. Der Tod war allgegenwärtig. Sterben war ein Vorgang, der von den Lebenden mit Ritualen begleitet wurde : Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts wird die Bevölkerung aufgefordert, den Priester dabei zu begleiten. Wurde der Priester zu einem Sterbenden gerufen, hat man die große Glocke geläutet, damit sie in der gesamten Pfarre gehört werde. Das Volk lief zur Kirche und begleitete den Priester in einer Prozession zum Haus des Kranken. Nach der Spendung des Sakramentes begleitete das Volk den Priester in gleicher Weise wieder zur Kirche. Die Teilnahme am Tod des anderen bzw. an den damit verbundenen Ritualen steigerte sich bei der Bestattung von Verstorbenen. Hier erreicht das „Sehen des Todes“ einen Höhepunkt. Wichtige Hinweise für die Inszenierung des Sterbens im Mittelalter, vermittelten die reich illustrierten Meßbücher, Anfang des 11. Jh. Um den Sterbenden kümmerten sich die Angehörigen, war ein Mensch verstorben wurde ihm Augen und Mund geschlossen ( die Seele sollte nicht mehr durch den offenen Mund zurückkehren, da die zurückkehrende Seele den Toten zu einem Wiedergänger macht) der tote Körper wurde auf die Erde und auf das mit Asche bestreute Büßertuch gelegt, welches wiederum auf Stroh gebettet war.
Was spätere Forschungen häufig als dämonenabwehrenden Akt deuteten. Hierbei schlägt sich die Frau an die Brust und zerreißt ihr Gewand, eine Geste, die heute noch in Süd- und Osteuropa anzutreffen ist. Im Augenblick des Todes verläßt die Seele den Körper (mens redit ad dominum), und ein Priester spendet die letzte Wegzehrung (viaticum).
Auch wurden die Fenster meistens im Zimmer geöffnet so das die Seele in den Himmel entweichen konnte. Anschließend wird der Tote gewaschen, in ein Leichentuch gehüllt, auf eine Bahre gelegt und in Begleitung eines Geistlichen und der Angehörigen am darauffolgenden Tag zur Aufbahrung in die Kirche gebracht. Ein Kruzifix stand an der Seite oder am Kopf das Weihwasser bei den Füssen. Angehörige und Nachbarn konnten nun Abschied nehmen und für den Toten beten. Es wurde eine Totenwache von Freunden und Nachbarn gehalten, der Tote gehörte so immer noch zur Familie. Die Totenwache, eigentlich eine ernste Angelegenheit, scheint gelegentlich ausgeartet zu sein. Man tanzte um den Leichnam oder sang frivole Lieder, spielte Karten und trank manchmal zuviel. Dies wurde in der Kirche (Kapelle) verboten, es war nur im Trauerzimmer bei den unteren Ständen erlaubt. Die Farbe Schwarz als Zeichen der Trauer hatte sich im Spätmittelalter noch nicht allgemein durchgesetzt, auf Bildern sieht man häufig vielfarbige Kleidung der Trauergemeinde, die den Leichenzug begleitet.
Die Oberschicht übernimmt diese Sitte später aus Italien. Die Beerdigung erfolgt ohne Sarg; Bestattungen im Sarg bilden im Mittelalter die Ausnahme und blieben auch später meist auch nur den Wohlhabenden vorbehalten. |
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Quellenhinweis : Obiger Text ist weitgehend der Internetseite "Der Tod im Mittelalter" mit Erlaubnis der Verfasserin Patricia Herzberger aus Friedrichshafen entnommen. Im Menü (oben) finden Sie wichtige und informative Einzelseiten ihrer hoch interessanten Website
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