Die Gemeinde Rondeshagen im Kreis Herzogtum Lauenburg

Sigrid Hein

ein Leben in Rondeshagen & Dorfladen

Sigrid Hein, geb. Lackner wurde am 30.07.1930 in Königsberg/Ostpreussen als älteste von vier Töchtern geboren. Im Alter von 15 Jahren floh sie mit ihrer Mutter Anna und den Geschwistern vor der anrückenden Roten Armee über die Ostsee gen Westen, zuerst mit einem kleinen Schiff vom Hafen Pillau zur Halbinsel Hela in der Danziger Bucht.

   
 
Einschiffung der Flüchtlinge im Hafen von Pillau im Jahr 1945
 

Von da aus ging es mit dem zum Truppentransporter umgebauten Passagierschiff "Deutschland" bis Rostock-Warnemünde.

   
 
Die "Deutschland ", Länge 185 Meter, 11.500 Tonnen für 1500 Passagiere ausgelegt
 

Ab Rostock ging es weiter mit der Eisenbahn bis Lübeck, von wo die Familie dann direkt nach Rondeshagen per Pferdefuhrwerk gebracht wurde. Erste Unterkunft war die Schule, man schlief mit anderen Familien auf Strohsäcken, immer in Angst vor anstreckenden Krankheiten (einige kleinere Kinder starben an Typhus). Vater Siegried kam 1947 aus französischer Gefangenschaft zurück. Die Familie lebten mehr schlecht als recht von Lebensmittel- und Versorgungsmarken. Arbeit war rar und man half bei Gelegenheitsjobs bei den bäuerlichen Familien.

Bald fand man Quartier bei Frau Meier am Brink , die in einem Bauernhof der Familie Jürs (rechts vom Haus der Familie Hoff) wohnte. Es war dies eine Einzimmerwohnung mit einer kleinen Küche, die die sechs Personen bewohnten.

Sigrid Lackner half bei Rondeshagener Familien (Fey und Grete Huckfeld) beim Nähen und Schneidern. Aus Rondeshagen kam sie die ersten drei Jahre nicht heraus. Busse nach Lübeck gab es nicht. Die einzige Möglichkeit war eine Fahrt auf dem Kanal mit dem Motorschiff „Zander“. Unterhalb von Rondeshagen gab es sogar eine Anlegestelle - in der Regel stieg man jedoch an der Berkenthiner oder Krummesser Schleuse ein und aus. Die Fahrt plus Aufenthalt in Lübeck dauerte von morgens um 7.00 bis abends 19.00 Uhr.

Als Sigrid L. 18 Jahre alt war nahm sie 1948 eine Stelle in Bad Oldesloe als Näherin in der Herrenschneiderei Goldbeck an. Als diese ihren Firmensitz nach Hamburg verlegte, wurde der Weg zum Arbeitsplatz zum Problem: Morgens ab Berkenthin - Bad Oldesloe - Hamburg und abends über Bergedorf - Aumühle - Ratzeburg - Berkenthin. Wurde auf dem Rückweg der Personenzug nicht mehr ereicht, hieß es auf der Lok des Güterzugs mitzufahren. Von Berkenthin ging es dann zu Fuß oder mit dem Pfedefuhrwerk eines Bauern zurück nach Rondeshagen.

Dabei lernte sie dann ihren zukünftigen Mann Bruno Hein kennen, der bei der Bundesbahn arbeitete. Die Familie Hein betrieb in der 3. Generation den Dorfladen in der Parkstraße 9. Das Haus mit dem Laden wurde um 1908 gebaut.

   
 
Haus und Laden "Krämerei von Heinrich Hein" - 1932
 

Im Jahr 2009 hätte der (ehemalige) Dorfladen hundertjähriges Jubiläum gehabt.

 
 
 
Ehren-Urkunde von 1985 zum 75-jährigen Bestehen des Ladens
 
   
 
Wohnhaus und Dorfladen "Hein" im März 1979
 
   
 
Luftbild Anfang der 1980er Jahre
 

Sigrid Lackner und Bruno Hein heirateten 1954, Sigrid Hein gab ihre Tätigkeit in Hamburg auf und arbeitete ab jetzt im Laden ihres Schwiegervaters Karl Heinz Hein. Im Jahr 1956 und 1960 kamen die Söhne Jörg und Thorsten zur Welt.

 
Den Laden betrieb sie nach dem Ableben der Schwiegereltern bis 1991 allein. Der allzu frühe Tod ihres Mannes Bruno (16.01.1930 - 1991) veranlasste sie dann zur Aufgabe.
 
Bruno Hein (1930 - 91)
 

Laden und Wohnhaus wurden später verkauft und sie zog ins neu erbaute Haus ihres Sohnes Jörg (Holländerweg), das dieser auf dem in Familienbesitz befindlichen Areal gebaut hatte. Es befindet sich dort, wo die ehemalige Ziegelei Groß Weeden bis 1971 vertragsgemäß das Recht hatte, Sand zur Beimengung für ihre Tonprodukte zu entnehmen.