Im September 2010 wurde Frau Brunhilde Ahrens auf die Website von Rondeshagen aufmerksam. Sie war 1949 im Rondeshagener Herrenhaus geboren worden. Ihre Mutter Anna war die Tochter von Adolf Sierig Senior, dem Käufer des Restgutes und "Schloss" in Rondeshagen 1927/28. |
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Von Frau Ahrens habe ich einige Informationen über die Familie Sierig erhalten. Auch berichtet sie über ihre Jugend in Rondeshagen und auf dem Herrenhaus, von Rondeshagener nur "das Schloss" genannt. So konnten endlich die für Außenstehenden etwas verwirrenden verwandschaftlichen Verhältnisse der Famile Sierig geklärt werden. |
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Zweimall "Anna", zweimal "Adolf " - wer die Familie nicht persönlich kannte, hat so seine Schwierigkeiten, sie auseinander zu halten. In Zukunft wird Adolf Sierig Senior mit Adolf I., seine Ehefrau als Anna I. benannt werden. Deren Sohn ist somit Adolf II. , seine Schwester Anna (Meta Katharina), genannt "Anni" ist somit Anna II.
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Zu Adolf I und Anna I : Sie verdienten ihren Lebensunterhalt auf besondere Art und Weise: Sie erwarben herunter gewirtschaftete Bauernhöfe kostengünstig auf, bewirtschafteten sie mit Fleiß, Einsatz, Sparsamkeit und gutem kaufmännischem Kalkül bis sie wieder rentabel waren und verkauften sie dann mit Gewinn, um die nächste Hofstelle in Angriff zu nehmen. Gudow war die vorletzte in der Reihe (Tochter Anna II wurde dort geboren) , dann erwarb er 1927/28 die Rondeshagener Hofstelle. Sie war eine der Bauernstellen, die nach der Auflösung der adligen Güter entstanden waren. Im Jahre 1928 wurden nämlich alle Güter im Kreis Herzogtum Lauenburg per Dekret aufgelöst und "aufgesiedelt", das heißt an kaufwillige Bauern in Teilstücken veräußert . Als Resthof mit den alten Gutsgebäuden blieben 50 ha, den Adolf I inklusive des Schlosses erwarb. Der übrige Teil wurde in 8 Hofstellen in einer Größe von 25-30 ha verkauft.
Vom Bauern zum Vermieter/Hausmeister von Brunhilde Ahrens, 29.09.2010 : Mit dem Schloss hatten Adolf. sen. und Anna Sierig sicherlich etwas anderes vor als so wie es später gekommen ist.
In und nach den Kriegswirren mussten sie Flüchtlinge aufnehmen. Da es nichts gab, wurde alles schnell, einfach und provisorisch gemacht. Adolf und Anna Sierig lebten genauso beengt wie die Mieter und hatten absolut keine Extras. Auch oder gerade deshalb ärgerten sie sich immer wieder über den zunehmenden Wandalismus. Einige Mieter haben Ihre Küchenabfälle einfach in den Teich geschüttet weil sie zu bequem waren, diese auf ihrem Misthaufen im Garten zu entsorgen. Ebenso haben einige Mieter Ihre Goldeimer nicht entleert und die Toiletten nicht gereinigt.
Obst wurde von den Bäumen gepflückt, da alle wussten, wann Adolf und Anna ihren Mittagsschlaf machten. Der Weg durch den Park war für viele eine Abkürzung zum Kaufmann Schünemann, hier gingen fast alle Rondeshagener durch. Dadurch kam es auch zu Verschmutzungen, die Adolf Sierig sen. beseitigen musste. Viele haben es belacht, sie wohnten ja zur Miete. Um hier mehr Ruhe und Sauberkeit zu bekommen, wurde der Weg durch eine Baumschranke gesperrt und für die Fußgänger wurde ein Drehkreuz aus Holz von ihm gefertigt.
Sogar eine Art "Kinderspielplatz" wurde von Adolf Sierig sen. unter den drei Eichen angelegt.
Der Fernseher Irgendwann wurde der erste Fernseher gekauft. Was für ein Event! Irene Koss als Nachrichtensprecherin war das ein und alles für Adolf Sierig sen.. Jetzt war es mit den ruhigen Abenden bei Adolf und Anna Sierig vorbei. Schnell hatte sich diese Anschaffung herumgesprochen, (es war wohl der erste Fernseher weit und breit) und die Leute kamen zum Fernsehen. Nein konnten Adolf sen. und Anna nicht sagen.
Anfangs waren es nur die Mieter aus dem Schloß, später kamen auch noch andere Rondeshagener hinzu. Sofas und Stühle waren schnell besetzt, wer später kam setzte sich einfach auf den Fußboden. Gefragt wurde dann nicht mehr. Man kam, grüßte und setzte sich. Das ging jeden Abend so, auch wenn die Familie kam. Ruhe hiervor gab es nur am Heiligabend, Weihnachten, (Anna's Geburtstag) und am 17. Januar (Geburtstag von Adolf sen. Es hat sehr lange gedauert, bis sich der "Fernsehkreis" wieder auflöste. Der Lloyd Es kam der Tag an dem von Adolf Sierig sen. wieder ein eigenes Auto gekauft wurde. Das erste in Rondeshagen nach dem Krieg? Es war ein grüner Lloyd. Anna freute sich riesig und genoss jede Einkaufsfahrt entweder nach Ratzeburg zu Mohr oder nach Lübeck zu Karstadt oder Haerder. Auch kamen sie wieder selbst zu Familienfeiern. Im Laufe der Zeit konnte Adolf Sierig immer weniger hören und sehen und seine Frau Anna wies ihm in ihrem Mecklenburger Platt den Weg. "Wieeder na links, pass up" u.s.w.
Nach einer Familienfeier in Lübeck bei Luise war es dann soweit. Wie immer bei Dunkelheit musste Hans Ahrens mit Familie in seinem VW Bus vorfahren. Schön langsam, denn er war der Wegweiser für Adolf sen. Bis Klempau ging alles gut, aber am Ortsausgang ist diese scharfe Linkskurve. Hans Ahrens bemerkte nach dieser Linkskurve, dass er den Lloyd nicht mehr im Rückspiegel hatte. Er fuhr zurück und sah den Lloyd im Straßengraben. Anna stand, Adolf Sierig sen. hatte die Tür schon auf und sagte "hier ist alles in Ordnung". Einige Tage nach diesem Unfall fuhr Adolf Sierig sen. nach Berkenthin zur Polizei und gab dort freiwillig seinen Führerschein ab. Von Anna erhielt er ein riesiges Donnerwetter, eingesehen hat sie diesen Schritt nie.
Meine Kindheit im Schloss von Brunhilde Ahrens Geboren wurde ich im Oktober 1949, mittags.
Es muß ein schöner Tag gewesen sein, denn mein Opa, Adolf Sierig sen. hat die Fenster neu gesrtichen. Auch die von unserem Schlafzimmer und meine Mutter war hochschwanger mit mir. Sie ermahnte ihren Vater sich zu beeilen, denn es geht bald los! Ich durfte in einem Stubenwagen schlafen und hatte einen wunderschönen Kinderwagen [siehe Bild oben]. Laufen lernte ich erst spät, aber dann richtig. Sobald man mich in dieses komische Laufgitter setzte, lief ich mit diesem Teil eben so weit es ging oder ich mich irgendwie verkeilte.
An die ersten Spaziergänge mit meinem Vater kann ich mich noch genau erinnern. Natürlich spielte sich mein Leben nur im und um das Schloss herum ab. Den ersten Trip allein in Dorf machte ich in die Schule zu meiner Schwester. Ich wollte auch in die Schule gehen und machte es. Meine Schwester musste mich zurückbringen.
Interessant war es auch bei Oma und Opa. Opa hat aus der Tageszeitung "Lübecker Nachrichten" Toilettenpapier geschnitten und dann auf ein Band gezogen, so dass man es bei Bedarf nur abreissen braucht. Oma hat viel gekocht und im Winter habe ich es bewundert wie sie mit dem Haken die Ringe aus dem Herd nahm oder hineinlegte, je nach Kochtopfgröße. Die Winter waren sowieso kalt und schön. Geheizt wurde in unserer Wohnung unten in der Küche mit dem Herd und oben im Wohnzimmer mit dem Kachelofen. Abends wurde die Tür zum Schlafzimmer geöffnet, damit es dort auch warm wird .Meine Mutter stand immer früh auf und heizte den Herd in der Küche an, damit wir es dann warm hatten. Jeden Morgen kam unsere Nachbarin, Frau Urban, und fragte meine Mutter „Haben Sie Glut für mich? Sie hat es nicht verstanden, ihren Herd selbst anzuheizen. Draußen waren wir viel auf dem Teich. Leider hatte ich keine Schlittschuhe, ich war noch zu klein. Es war auch etwas gefährlich, denn die Baumwurzeln der Insel kamen teilweise aus dem Eis hervor. Mit dem Schlitten sind wir von der Teichkante auf den Teich gerodelt.
Gern war ich auch bei Frau Freese. Sie roch immer gut und hatte immer Kakao und Kekse für mich. Wir haben immer auf einem runden Holzsteckbrett eine Art Halma gespielt. Im Winter trug sie stets über ihren Mantelkragen einen Fuchsschwanz. Da hat mich total beeindruckt. Die Obsternte war anstrengend, denn ich musste das Fallobst aufsammeln. Es wurde nichts weggeworfen und das Obst mit Stellen wurde zuerst bearbeitet. Die guten Äpfel kamen in den Apfelkeller und wurden ganz vorsichtig hingelegt. Sie durften sich nicht berühren und wurden alle paar Tage ein Stück umgedreht .Der Duft, der einem aus dem Apfelkeller entgegenkam wenn man dort hineinging, ist unvergesslich und ich habe nie wieder so etwas erlebt. In unserem Schuppen am Schwarzen Weg fing mein Vater mit der Töpferei an. Er baute alles selbst und hat dort - viele Jahre nach seiner Lehrzeit - wieder getöpfert. Es war alles sehr einfach und steckte noch in den Kinderschuhen, war aber sehr interessant für mich. Eigentlich war er Ofensetzmeister und hat das Töpfern während seiner Lehrzeit in Lübeck dort von dem Altgesellen gelernt. Alles ging seinen Gang bis mir erzählt wurde, dass wir nach Berkenthin in ein eigenes Haus ziehen. Ich war jetzt 5 Jahre alt und gar nicht begeistert. Obwohl wir jetzt in Berkenthin wohnten, war ich so oft wie möglich bei Oma und Opa in Rondeshagen im Schloss. Das war mein Zuhause und nichts anderes! Nach der Einschulung in Groß Berkenthin bekam ich zu meinem Geburtstag ein neues, grünes Fahrrad. Schnell lernte ich damit zu fahren und war nicht mehr zu halten, Berkenthin/Rondeshagen war kein Problem. Sicherlich habe ich Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. In "unserer Wohnung im Schloss" wohnte jetzt die Familie Schöwe. Alle waren sehr nett, der große Sohn hieß Volker, die Tochter Arnhild und der kleine Sohn Gerwin. Arnhild war älter als ich aber trotzdem spielten Arnhild, Gerwin und ich viel zusammen. Da lernte ich Legosteine kennen. Draußen machten wir unsere Entdeckungsreisen im und um das Schloss herum. Es sollte einen Geheimgang vom Keller bis zum Königsberg geben, gefunden haben wir diesen allerdings nicht. Sportliche Aktivitäten bot uns der Glockenturm. Alleine wäre ich nie auf die Idee gekommen dort hinaufzuklettern. Aber es war toll, nur durften wir nicht von Oma oder Opa erwischt werden. Andere Kinder aus Rondeshagen lernte ich auch kennen, alle kamen irgendwie zum Schloß. Allerdings war ich immer die jüngste. Gern war ich auch mit Ilse Beckmann und Regine Römer zusammen. Mit ca. 13-14 Jahren entwickelte ich andere Interessen und war mehr mit meinen Freundinnen in Berkenthin zusammen.
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