Die Familie Kahns in Rondeshagen |
Die Familie Kahns hat nachweislich seit dem 17. Jahrhundert in Rondeshagen eine Käthner- bzw. Hofstelle betrieben. (Bekannt ist ein Asmuß Kahns, *?, † nach 1708 und ein Hans Hinrich Kan(i)tz, *?, † 1732 oder 1737, Käthner, 1727 auf der Schleuse). Erstmals urkundlich in den Kahnschen Familienpapieren nachgewiesen ist Hinrich Kahns (5 Kinder), gestorben 1737. Sein ältester Sohn Ernst Hinrich Kahns, geb. 1718 übernimmt den Hof und heiratet 1751 Catharina Elisabeth Dorendorf, dann in 2. Ehe Sophie Schör im Jahr 1763. Aus beiden Ehen erwachsen 9 Kinder. Den Hof übernimmt dann der älteste Sohn Hinrich, geb. 1753 (4 Kinder). Es folgt Hans-Hinrich Anton Kahns, geb 1783 (5 Kinder). Er vererbt den Hof weiter an Nicolaus Joachim Heinrich Kahns, geb. 1814 ( 5 Kinder). Sein Nachfolger auf dem Hof ist Johann Heinrich Dietrich Kahns, geb. 1841, verheiratet mit Maria geb. Lessow, sie hatten 3 Kinder). In einer Prozessakte aus dem Jahr 1784 wird über einen "Kahns" vermeldet : "auch ward der hiesige Käthner Heinrich Kahns, weil derselbe einen .. Heister und eine Eller abgehauet, der That auch geständig war, zu 48stündiger Gefängnißstrafe verurteilt".
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Hofstelle der Familie Kahns am Brink 1864 . Das Original wurde im Januar 1865 von der Gutsherrin Luise von Schrader gezeichnet und von Arthur Kahns 1921 kopiert |
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Alte Scheune der Familie Kahns um 1870 - 1880 |
Sein Sohn Heinrich Johann Joachim Kahns wurde 1876 geboren und ist manch altem Rondehagener noch persönlich bekannt. Er trug später den Beinamen "Prinz Heinrich". Er hat den Kahnschen Hof als letzter Landwirt bewirtschaftet. Heinrich Johann Joachim Kahns heiratete 1899 Johanna Willhöft aus Siebenbäumen, die nur zehn Jahre später der grassierenden Lungentuberkulose erlag. Sie hatten drei Kinder: 1. Arthur Johannes Heinrich Kahns (09.06.1899) 2. Frieda Kahns (27.03.1901) und 3. Elly Kahns (15.06.1902)
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"Prinz Heinrich" mit seinen drei Kindern und seinen Eltern (Heinrich Kahns sen und Frau Maria) 1908 |
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1911 heiratete er ein zweites Mal (Luise, geb. Peters); dieser zweiten Ehe entstammte ein weiteres Kind Walter Kahns, geb. 1913. Luise K. hatte den Beinamen "Königin Luise", da sie in der Familie eindeutig das Sagen hatte, der Ehemann war daher (lediglich) "Prinz Heinrich"
Von der Kahnschen Hofstelle zur Zeit von "Prinz Heinrich" existieren bereits eine Reihe von Fotografien. Diese lag an der Dorfstraße und begann direkt neben der Schule und erstreckte sich bis zur heutigen Gartenstraße.
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Der Kahnsche Hof in den 1930er Jahren - an der Hauswand links das Schild des Ortsgruppenleiters Heinrich Kahns |
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Heinrich Kahns 1913/14 mit Pickelhaube |
Heinrich Kahns mit seiner zweiten Frau Luise |
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Heinrich Kahns mit Sohn Arthur 1915/16 |
Leo Erich Schlageter-Gedenkfeier für den Märtyrer der Nationalsozialisten 1933 am "Hitlerstein" in Rondeshagen" (Bildbeschriftung von Heinrich Kahns : "Die Fahne senkt...") |
Heinrich Kahns, Kriegsteilnehmer am 1. Weltkrieg, überlebte diesen und kehrte nach Rondeshagen zurück auf seinen Hof in der Dorfstraße. Wie viele Menschen in bäuerlichen Gegenden stand er dem Gedankengut des Nationalsozialismus in Bezug auf den „Blut-und-Boden-Mythos", d.h. die Aufwertung bzw. die Verherrlichung des Bauernstandes (des „Nährstands") nicht ablehnend gegenüber (Viele Nationalsozialisten lehnten die Verstädterung und die zunehmende Industrialisierung ab und sehnten sich nach einem Land, das wie eh und je von Bauern bestellt wurde.) Er wurde SA-Mann und nahm an Kundgebungen und Aufmärschen teil, so auch an der Gedenkfeier am "Hitlerstein" am 28.05.1933 (s.o. und s.u.: Bilder) Im Giebel seines Hofgebäudes hatte er ein Hakenkreuz anbringen lassen, das allerdings 1945 von der Tischleirei Hormann kurz vor der Ankunft der Briten überdeckt wurde; auch seine Hofmauer war mit eingelassenen Ziegeln in Hakenkreuzform verziert...
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Der"Hitlerstein" (bei der o. g. Gedenkfeier verdeckt von den Menschen) |
Heinrich Kahns in SA-Uniform |
Heinrich Kahns war der letzte seiner Famile, der die Kahnsche Bauernstelle bewirschaftete. Nach dem 2. Weltkrieg verpachtete er sein Land weitgehend an andere Rondeshagener Bauern. Als "Altenteil"-Beschäftigung hatte er noch den Spargelanbau auf der Koppel der heutigen Gartenstraße und seine alte Leidenschaft, die Pflege seiner geliebten Bienen. Nach seinem Tode 1959 wurde der Hof von der Erbengemeinschaft verkauft.
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Imker Heinrich Kahns |
Heinrich und Luise Kahns vor dem "Schloß" Mitte der 50er Jahre |
Sohn Arthur Kahns (geb. 09.06.1899) folgte nicht der bäuerlichen Berufung. Er war stets über die Maßen wissensdurstig und versuchte jede Art von Lesestoff zu ergattern, so z.B. bei Louise von Schrader (aus der Gutsbesitzerfamilie - Stifterin des Alten- und Siecheheimes in Berkenthin), die damals in der "Villa Ruhetal" (Parkstraße) ihren Lebensabend verbrachte. Sie vermachte dem lesewütigen Knaben so manches Buch, einige sogar mit Widmung (s.u. im Jahre 1909)
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Buchgeschenk von Louise von Schrader (1835 - 1913) an Arthur Kahns im Jahr 1909 |
Arthur Kahns besuchte die höhere Schule in Ratzeburg und wurde dann im Lehrerseminar in Rendsburg zum Lehrer ausgebildet, fand aber nach dem ersten Weltkrieg nicht sofort eine Anstellung. So arbeitete er bis 1922 im Dampfsägewerk in Berkenthin (Bild s.u.) Dann aber wurde ihm eine Stelle als zweiter Lehrer in Krummesse angeboten , sein dortiger Kollege war Lehrer Richard Paetau (Onkel von Karl Paetau - Rondeshagen). Die Schule befand sich damals in dem Gebäude, das heute die Krummesser Apotheke beherbergt.
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Dampfsägewerk "Rave" in Berkenthin |
Die Hochzeit von Arthur Kahns mit Berta Dohrendorf 1925 |
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Heinrich Kahns und Sohn Arthur am Hochzeitstag 1925 |
Frisch vermählt : Ehepaar Kahns |
1925 heirate Arthur Kahns Fräulein Berta Dohrendorf und lebte und arbeite als Lehrer fortan in Krummesse. (Von ihm und seiner Ehefrau existiert noch das Konfirmationszeugnis aus dem Jahre 1914 bzw. 1915 von der Kirche in Berkenthin.) Seine Tochter Johanna Wilhelmine Louise Berta (verheiratete Börger) kam am 16.11.1932 zur Welt, ihr Bruder Artur Karl Heinrich am 28.01.1935
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Konfirmiert wurde jeder nach Ablauf der Volksschulzeit. Dies war damals so selbstverständlich, dass es sogar in der Schulordnung dieser Zeit als Bezugspunkt (Ende der Schulzeit) Eingang fand |
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Arthur Kahns blieb Rondeshagen jedoch verbunden: Im Krieg musste er als Lehrer in Rondeshagen aushelfen und erteilte jeweils am Vormittag Unterricht in Krummesse und nachmittags in seinem Geburtsort . Aus dieser Zeit stammt auch die Urkunde zum fünfundzwanzigjährigen Dienstjubiläum als Lehrer.
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Kennkarte (heute: Personalausweis) aus dem Jahr 1945. Bemerkenswert war, dass im 3. Reich dieser Ausweis mit den Fingerabdrücken des Inhabers versehen wurde |
Selbst nach seiner Pensionierung sprang er 1966 ein Jahr ein und unterrichtete noch einmal zusammen mit Lehrerin Ilse Schuppenhauer die Rondeshagener Grundschüler.
Seine Tochter, verheiratete Börger, wohnt heute in Rondeshagen auf einem Teil des alten Kahnschen Besitzes neben der Schule.