Die Familie Dührkop |
Die Familie Dührkop war eine der acht Familien in Rondeshagen, die einen der Aufsiedlerhöfe erwarb, die durch die gesetzlich vorgeschriebene Aufteilung des Gutes Rondeshagen im Jahre 1927 entstand. Erste Hofbesitzer waren Adolf Dührkop (geb. 1885) und seine Frau Maria, geb. Molwitz (geb. 1884). Die Hofstelle war 22,8 Hektar groß und hatte an Vieh stets ca.12 Kühe und 5-10 Stück Jungvieh sowie 30-40 Schweine und 2-3 Pferde. Das Hofgebäude lag/liegt direkt neben dem Herrenhaus und dem Woydakschen (Meyer) Hof im "Schwarzen Weg 13". Das folgende Luftbild aus dem Jahre 1956 zeigt seine Lage:
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Der Hof "Dührkop" (1956) ist das hintere, dunklere der drei Gebäude |
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Die Hofstelle als gemaltes Bild in den 1960er Jahren |
Adolf Dührkop hatte drei Söhne - Hans, Hugo und Adolf. Hans Dührkop, geb. 1909 heiratete später Ella D., geb. Kloppenburg, Jahrgang 1915. Allerdings sollte er selbst die Hofstelle nie offiziell übernehmen, denn sein rüstiger Vater Adolf verstarb erst 1973 und behielt das Zepter bis 1962/63 in der Hand. Dies hatte u.a. auch seinen Grund in der schweren Kriegsverletzung seines Sohnes, der mit zerschossenen Armen aus dem II. Weltkrieg zurückkehrte und zu körperlicher Arbeit in keiner Weise mehr fähig war. Viele Operationen und ständige Schmerzen ließen nicht zu, den Hof übernehmen zu können.
Dem ältesten seiner drei Söhne, Hans Adolf, geb 1936, war dies vorbehalten (Brüder : Joachim, 1937-2004 und Gerd, 1938-2003). Hans Adolf Dührkop war auch mein Interviewpartner am 31.07.2007, der mir aus dem Leben seiner Familie erzählte.
Hans Adolf Dührkop besuchte die Rondeshagener Schule von 1942-50/51. An die Schulzeit (Lehrer : Thea Voss, Fräulein Eggers [Kummesse], Arnold Heese und Lehrer Koglin) erinnert er die unerbittliche Strenge der Lehrer (und anderer Erwachsener), die allzuhäufig den Haselnussstecken als Erziehungsmittel einsetzten. Dies galt auch, wenn die Schüler außerhalb von Schule und Unterricht sich hatten etwas zuschulden kommen lassen. Wer einen Erwachsenen nicht gegrüßt hatte oder seine Mütze nicht gezogen hatte, war reif für eine Tracht Prügel. Wer davon zuhause erzählte, erhielt dann meistens nochmals eine von den Eltern und eine zweite in der Schule wegen Petzens. Wer beim Besuch des Schusters Storm mit dreckigen Schuhen auftauchte, musste die Werkstatt sofort wieder verlassen :. Majestätsbeleidigung ! Schwimmen hat die Rondeshagener Jugend auch gelernt und zwar im Kanal unter Anleitung und Aufsicht des Schusters Wilhelm Bols.
Aus dem 1945/46 erinnert er Folgendes : Rondeshagen wurde von Briten (Schotten) besetzt. Viele Bauern mussten ihre Häuser für die Besatzungssoldaten räumen, so auch die Familie Dührkop, die in der Scheune mit Strohballen sich ihren "Wohnbereich" abtrennte, um somit von den vielen einquartierten Flüchtlingen getrennt zu sein. Im Keller des Herrenhauses/Schlosses war eine größere Anzahl kriegsgefangener Soldaten "eingekerkert. Dies wurden von den umliegenden Bauerfamilien mit Milchsuppe u. ä. am Leben erhalten (Die gemolkene Milch war im Frühjahr 145 nicht vermarktbar und den täglichen Lebensbedarf zu decken war auch für die bäuerliche Bevölkerung z. T. sehr schwierig. Hans Adolfs verkrüppelter Onkel Hugo konnte sich hier allerdings sehr nützlich machen, denn er sprach Englisch und hatte es geschafft, dass man zumindestens Bettzeug und Geschirr ins Scheunenquartier mit nehmen durfte. Auch beim Schachern und Handeln mit den "Tommies" war er sehr erfolgreich : z.B. Eier gegen Seife, Zigaretten und Weißbrot).
Mehrere Rondeshagener Bauern (auch die Familie Dührkop) haben dann noch einen typischen Coup der Nachkriegszeit gelandet. Auf einer großen Koppel in Behelndorf hielten die Engländer eine beachtliche Herde von ehemaligen, beschlagnahmten Wehrmachtspferden auf einer Weide. Bei Nacht und Nebel machten sich dann die Rondeshagener auf nach Behlendorf, stahlen eine Reihe von guten Pferden, schwammen mit ihnen durch den Kanal und gelangten noch vor Morgengrauen wieder zurück nach Rondeshagen : Familie Dührkop hatte plötzlich nicht mehr nur zwei Kaltblüter sonder noch eine gute holsteiner Stute.
Hans Adolf Dührkop hat schon früh auf dem Hof helfen müssen (Invalidität des Vater, s.o.). Mit 10-11 Jahren musste er täglich die Kühe hüten und Pferde füttern und diese auch bei der Ernte vom Feld zum Hof führen, wenn diese den schweren Wagen zogen. Dasselbe galt beim Mähen mit dem Selbstbinder. Auch Heuwenden ganz früh am Morgen, Rüben verziehen und Kartoffelsammeln gehörten dazu. Mit 15 Jahren durfte er mit Sondergenehmigung bereits den Treckerführerschein erwerben und durfte dann allerdings maximal 20 km/h schnell fahren - ein Jahr später legte er dann den "normalen" Führerschein IV ab.
Nach der Schulzeit verblieb erst auf der Familienhofstelle, um dann für ein 1/2 Jahr auf einem Hof in Sievershütten (Kreis Segeberg) im Tausch mit dessen Hoferben ein landwirtschaftliches Fremdpraktikum zu absolvieren.
Im Jahre 1962/63 übernahm er dann vom Großvater den Hof (Sein Vater war bereits "Altenteiler und wohnte im benachbarten Backsteinhaus). Geheiratet hat er seine Frau Rita (Schwägerin zu Bruder Gerd) im Jahre 1966. Mit ihr hat er drei Kinder : zwei Töchter und einen Sohn.
Allerdings warf die kleine Hofstelle nicht genügend ab, sodass Hans A. Dührkop immer häufiger nebenberuflich (vor allem im Winter) tätig war : Holzfahren und -rücken mit LKW und Unimog. Im Jahre 1967/68 hat er dann den Hof an Dr. Hemmersam vom Lübecker Schlachthof verkauft, ihn dann aber sofort wieder gepachtet und bis 1975 für Hemmersam ca 500 Scheine gemästet.
Als dieser starb, verließ er den Hof und baute sich am Sandberg 5 sein eigenes Haus. Gearbeitet hat er noch bei Fa. Rabe /Berkenthin und Fa. Groth in Kühsen bis er dann in den 90er Jahren aus gesundheitlichen Gründen in Rente ging.