Die Gemeinde Rondeshagen
Heinz und Magda Albrecht erzählen...
 

Gespräch am 27.10.2006

 

Magda Albrecht wurde am 16.03.1939 in Rondeshagen in ihrem Elternhaus von der Hebamme Frank zur Welt gebracht. Diese Hofstelle gelangte per Verkauf zuerst an die Familie Clasen und dann an die Familie Theden, die heute noch den Hof betreibt (Tochter, verheiratete Gerken) Magda Albrecht ist eine geborene Wilde.

Die Familie Wilde ist nachweislich seit 1835 in Rondeshagen ansässig. In einer Urkunde vom 18. März 1835 läßt sich nachlesen, dass der Anbauer Johann Jochen Wilde mit seiner Frau Marie Sophie, geborene Benthien und seinen 6 Kindern erwähnt wird. Diese Kinder hießen Heinrich (12 Jahre) , Johann (10), Christian (6), Sophia (7), Trina (1) und Mina (2 Jahre alt) . Auch der Bruder Johann Jochen Wildes mit Namen David wird genannt. Unterschrieben ist das Dokument vom damaligen Gutsbesitzer W.G.C. Sponagel.

Zur Schule kam Magda Wilde 1945, die sie nach 9 Jahren (1954) verließ. Magda erinnert sich noch sehr genau an ihre Lehrer; 1945-46 : Fräulein Kliche, 1947-48 : Thea Voß. Es folgte Lehrer Koglin. Dieser wurde von Lehrer Vogt abgelöst, der ein Gedichtfan war: Jeden Tag mussten die Kinder eins lernen. Schließlich folgten noch die Lehrer Heese und Mohr.

   
 
Schulbild aus Magda Wildes Familienbesitz, ca von 1905
 
     

Bei Kriegsende wurde dann aus Not "schwarz" geschlachtet und geräuchert. Wenn eine Kontrolle drohte, wurde die Schinken und Würste immer im Heu versteckt. Auch der Tauschhandel mit Lübeckern (verbotener Schwarzmarkt ) blühte, Magdas Mutter gelang es sogar eine Nähmaschine und Arbeitsjoppen für die Männer einzutauschen.

Wie alle Rondeshagener hatten auch die Wildes Zwangseinquartierungen von Heimatvertriebenen bzw. Flüchtlingen für mehrere Jahre (Familie Tessmer und Mau)

Nach Schulende und Konfirmation 1954 arbeitete sie auf dem elterlichen Hof bis 1963, als der Sohn einer heimatvertriebenen Familie, Heinz Albrecht, in ihr Leben trat. Dieser war 1940 in der Nähe von Stolp (Pommern) geboren und floh mit seiner Mutter vor den heranrückenden Russen Richtung Westen (Vier Tage mit dem Zug bis Süderbrarup) Dort wurden sie wenig später vom Vater entdeckt und er fand in Bliestorf für seine Familie eine Bleibe und Arbeit. Heinz Albrecht hatte ursprünglich Maurer gelernt und dann seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr 1961-62 abgeleistet.

1963 lernten er und Magda Wilde sich kennen. Die Eltern waren anfangs nicht so erbaut von jemandem, der "nix unter de Föt hatte", aber sie akzeptierten ihren zukünftigen Schwiegersohn schnell und gaben der Tochter eine Mitgift, die den Bau des Hauses im "Zum Ruum" ermöglichte.

Heinz Albrecht versuchte sich in mehreren anderen Berufen (Versicherungsmakler, Futtermittelberater) bis er sich dann 1970 erfolgreich für den Polizeidienst bewarb und schlussendlich auf dem 2. Lübecker Revier seinen Dienst erfolgreich bestreiten konnte. Mit dem Erreichen des gehobenen Dienstes ist ihm beruflich alles gelugen, was für ihn erreichbar war. In Rondeshagen wurde aus dem "Zugereisten" bald ein engagierter und akzeptierter Bürger. Heinz Albrecht ist seit dem Jahr 1990 ununterbrochen Bürgermeister der Gemeinde Rondeshagen

 

Ein paar nicht geordnete Fakten und Erinnerungen des Ehepaar Albrechts

1. Der schon mehrfach erwähnte "Hitlerstein" und die "Hitlereiche" haben durchaus existiert. Der Feldstein ist weiter als Kriegsehrenmal verwendet worden, die Eiche wurde zugunsten einer Trauerweide entfernt. Das folgende Foto zeigt Magdas Schwester vor Stein und Eiche im Jahre......... ?

    
 

2. Der Brink bzw. der ovale Dorfplatz : Dieser sah bis Ende der 60er Jahre völlig anders aus. Die Straße "Am Brink" existiert noch nicht. Die 5 Bauernstellen auf dieser Seite waren nur dadurch mit Pferdefuhrwerken, Treckern und anderen Maschinen zu erreichen, indem man im rechten Winkel von der Dorfstraße abbog und den Platz querte. Magda Albrecht erinnert sich, dass dieser in ihre Jugend als Dorfanger bzw. Allmende von allen Bauern genutzt wurde (die damalige Bezeichnung lautete "Wilde plus 13", d.h. 14 Bauern hatten das Nutzungsrecht: Dort wurde Buschholz im großen Stil zerhackt, die Schafe, Ziegen und Gänse geweidet. Letztere waren immer besonders aggressiv und gingen den Kindern an die nackten Beine, wenn diese im Dorfteich badeten, falls der nicht gerade als Viehtränke für die Kühe benutzt wurde)

3. Die "Grüft" war genauso wie der Dorfteich ein Ort zum Tränken des Viehs (Grüft = schluchtartige Uferstelle), hier: eine Viehtränke von halber Dorfteichgröße am Rande Rondeshagens an der Straße Richtung Bliestorf. Man findet die gut sichtbaren Reste der Grüft heute noch an der ersten Kurve links vom geradeaus führende Sandweg. Gespeist wurde sie vom Bach aus Richtung Bliestorf. Heute ist die Grüft nach mehr als 30-40jährigen Nicht-Nutzung verlandet und mit Gesträuch bewachsen. Lediglich der Bach fließt noch wie damals)

   
 
Reste der "Grüft" im Jahr 2006